Die SPITEFULS waren eine Band aus Aegidienberg (Bad Honnef) und wurden im Jahr 1962 aus der KJG (Katholische Jugendgruppe) heraus gegründet. Die Gründungsmitglieder waren

          Robert Klein (g, voc),
          Hans Ludwig (d, voc),
          Rolli Schüddekopf (rg, voc) und
          Peter Schmitt (b).

Das Alter der Bandmitglieder lag zwischen 12 und 15 Jahren. Später kam noch der 14-jährige

          Walter Linnig (rg)

hinzu.

                Die SPITEFULS bei ihrem ersten Auftritt im alten Holzsaal

                  der Gaststätte Alfred Dahm in Bad Honnef-Aegidienberg

Damit die profimäßige Ausrichtung stimmte, wurde die Band auch gleich von dem damals 15-jährigen Hansi Zell gemanagt.

 

Hansi Zell auf einem späteren Foto

Zu Beginn ihres Banddaseins probten die SPITEFULS im katholischen Marienhaus neben der Pfarrei mit normalen Akustikgitarren. Leere „Persil“-Tonnen sowie selbst gebastelte Holzstöcke dienten als Schlagzeug. Pfarrer Tummer wurde es aber zu laut und zur damaligen Zeit passte diese Musik ihm nicht in die „sittliche“ Gesellschaft. Der Übungsraum der Band wurde daraufhin in den Bauernhof von Walter Linnig im nahe gelegenen Ortsteil Retscheid verlegt. Dort konnten sie toben so laut sein, wie sie wollten.

Alsbald wurden alte Röhrenradios mit 5 bis 12 Watt Leistung organisiert, um die Gitarren sowie die Mikrophone zu verstärken. Frau Linnig, Walters Mutter, backte den Jungs aus frischen Kartoffeln Pommes Frittes, zur damaligen Zeit eine Sensation nicht nur für die Bandmitglieder. Der Bauernhof war zwar über die Sommermonate ideal zum Üben, aber als der Winter nahte, musste man der Kälte weichen. Zufluchtsort war der Keller des Elternhauses von Robert Klein.

                        Im Keller des Hauses Klein wurde fortan geübt.

Roberts Eltern waren sehr nette und tolerante Leute, die den musikalischen Aktivitäten ihres Sohnes gegenüber und damit denen der Band viel Entgegenkommen zeigten. Die Räumlichkeiten mussten jedoch isoliert werden, und zwar nicht nur vor dem Schall, sondern auch vor der Kälte. Überall gesammelte Decken wurden an die Wände und die Decke genagelt, ein alter Gussofen diente noch zusätzlich als Heizung.

                   Hans Ludwig in dem mit Decken isolierten Proberaum

Nach und nach besorgten sich Robert Klein, Rolli Schüddekopf und Walter Linnig Elektrogitarren und Hans Ludwig holte sich ein „Lefima“-Schlagzeug. Peter Schmitt ließ sich Zeit und wurde von den Anderen gedrängt, den Bassisten zu spielen. Als man schon drauf und dran war, sich nach einem andern Bassisten umzusehen, kam Peter Schmitt mit einer funkelnagelneuen „Dynacord“-Bassanlage zur Probe, so dass den anderen Bandmitgliedern fast die Augen aus dem Kopf fielen. Peter Schmitt war immer der Ruhigste und Rolli Schüddekopf der Unruhigste der Gruppe. Einige der Bandmitglieder waren schon in der Lehre und konnten von ihrem Lehrgeld diese Anschaffungen machen. Allerdings reichten die Röhrenradios für die Elektrogitarren nicht mehr aus und auch der Gesang musste verstärkt werden. Zum Kauf einer geeigneten Verstärkeranlage fehlte allerdings das Geld. Als die Mutter von Hansi Zell, dem Manager der
SPITEFULS, davon erfuhr, gab sie den Jungs einen zinslosen Kredit, um das Notwendigste zu beschaffen. Von diesem Geld wurden zwei 50 Watt Röhrenverstärker „Gigant S“ von Radio Riem bestellt und selbst zusammengebastelt. Sie funktionierten auf Anhieb. Ebenfalls bestellten wurden vier Sätze Lautsprecher von „Grundig“, die ebenfalls selbst zusammengebaut wurden.

                                               Der "GIGANT S"

Der Proberaum im Elternhaus von Robert Klein war der Ort, in dem die
SPITEFULS ihr komplettes Repertoire einübten. Die Setlist erstreckte sich über fast alle Bereiche der damaligen Beatszene. Viele Songs wurden mehrstimmig gesungen oder mit Background-Gesang unterlegt. Gespielt wurden im Laufe der Zeit unter anderem folgende Titel: Long tall Shorty / Route 66 / With a Little help from my friends / The house of the rising sun / Sick and Tired / This Time / Let’s have a party / Most exclusive residence for sale / Record O / San Francisco / Tutti frutti / The sun ain’t gonna shine anymore / Mr. Pleasant / Dandy / And then I kissed her / As tears go by / Love is all around / Mass / There’s too much on my mind / When a man loves a woman / Yes it is.

Es folgten harte, aber schöne und lustige Wochen, die Jungs verstanden sich prächtig und hatten viel Blödsinn im Kopf. Allen voran wohl vor allem Rolli Schüddekopf, der immer und überall ausflippte.

              Hans Ludwig am Schlagzeug und vorne Rolli Schüddekopf

Auch wenn er in der Anfangsphase der Band, da noch keine 16 Jahre alt, bei öffentlichen Auftritten immer eine Genehmigung seiner Eltern und der Behörde brauchte, war er nicht mehr zu halten, wenn er ein Mädel sah So konnte es passieren, dass er deswegen mitsamt seiner Gitarre von der Bühne sprang.

Aussehen taten die Jungs auf der Bühne prächtig: Weiße Rüschenhemden mit schwarzer Schleife, schwarze Weste, schwarze Hose und schwarze Lackstiefel.

          Fein rausgeputzt: THE SPITEFULS in der Gaststätte Alfred Dahm

Probleme gab es allenfalls im technischen Bereich: So bereiteten die Röhrenverstärker bei fast jedem Auftritt Schwierigkeiten. Bei einem von beiden Verstärkern versagte schon mal die Gleichrichterröhre GZ 34. Aus diesem Grund hatten die
 SPITEFULS immer eine Tasche mit Ersatzröhren dabei. Es kam auch schon einmal vor, dass aus lauter Übermut der Band ein Verstärker umfiel und einige Röhren zerdeppert wurden - dann allerdings war nicht nur die Röhre GZ 34 kaputt, sondern auch die 2 Endstufen EL 34.

Das erste Auto wurde 1965 angeschafft: Ein BMW 600 von Hans Ludwig wurde als Transporter für das Band-Equipment benutzt. Da bei der „Größe“ dieses Fahrzeugs die ganze Anlage nicht gleichzeitig transportiert werden konnte, musste mehrmals gefahren werden. Robert Klein bekam einige Monate später ebenfalls einen BMW 600 und Manager Hansi Zell einen Fiat 500. Die Transportmöglichkeiten wurden einfacher und bei Auftritte waren alle 3 Autos im Einsatz.

                               Hans Ludwig mit seinem BMW 600

Der Manager der
SPITEFULS, Hansi Zell, kannte die umliegende Musikszene sehr gut und organisierte fast alle Veranstaltungen, wie zum Beispiel in Königswinter-Pleiserhohn, im „Saal Bellinghausen“ in Oberpleis, im BONANZA in Beuel-Niederholtorf, im „River-Cavern-Club“ in Remagen und auf sonstigen öffentlichen wie privaten Veranstaltungen.

                                         Im Einsatz für St. Martin

Auch in Bonn war Hansi Zell öfter unterwegs. Er kannte Edgar Lehmann, einen der Betreiber des
"BUS-STOP" und Schlagzeuger der TAKE 5, sehr gut. Die beiden hatten zusammen eine Lehre absolviert. Diese Verbindung führte dazu, dass die
SPITEFULS mehrfach im „BUS-STOP“ aufgetreten sind. Von einem dieser Konzerte dort gibt es noch eine Tonbandaufzeichnung mit dem Titel „Long tall Shorty“.

Auch Gitarrist und Sänger Robert Klein hatte einen guten Draht zur Bonner Beatszene und konnte dadurch einige Auftritte in der
GODESBERGER STADTHALLE organisieren, bei denen die
SPITEFULS zusammen mit anderen Gruppen der Bonner Szene auftraten Leider existieren keine Bilder aus dieser Zeit.

                                                   Robert Klein

Wie fast alle Bands in dieser Zeit, so hatten auch die
SPITEFULS immer größere Begehrlichkeiten hinsichtlich der technischen Ausrüstung der Band. Neue Verstärker, neue Boxen oder neue Instrumente kosteten aber Geld. Um dauerhafte Einnahmen zu erzielen, schloss die Band daher einen Vertrag mit Otto Schonauer, dem Besitzer der nahe gelegenen Tanzbierbar in Pleiserhohn. Die Tanzbierbar war in den sechziger Jahren das Zentrum der Beatszene im Siebengebirge. Hier hatten die einheimischen Beatbands jede Woche (samstags von 18:00 bis 01:00 Uhr, sonntags von 14:00 bis 22:00 Uhr und mittwochs von 18:00 bis 22:00 Uhr) Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Ob Sonne, Regen oder Schnee, die Tanzbierbar war immer rappelvoll und die Band in Tuchfühlung mit dem Publikum. Otto Schonauer beköstigte die Band mit Schnittchen und Freibier gab es unbegrenzt. Dazu kam noch eine Band-Abendgage von um die 100 DM, mit dem meistens die Anlage finanziert wurde.

                       Der Treffpunkt der Beatszene im Siebengebirge

1966 wechselte die Band ihre Mitglieder. Peter Schmitt, Walter Linnig und Rolli Schüddekopf schieden aus und neu hinzu kamen

          Friedhelm Rechmann (g, voc) aus Linz und
          Manfred Meisenberg (b, g, voc) aus Hennef.

Nachdem Robert Klein und Hans Ludwig 1967 ein Studium begonnen hatten, löste sich die Band auf.

Weitere Fotos der
SPITEFULS:

Rolli Schüddekopf und Robert Klein in Pleiserhohn

Beat-Romantik am Lagerfeuer

Die Jungs 1965 in Attendorn

Übernachtet wurde in einem Zelt,...

...das über der dortigen Tropfsteinhöhle stand.

Die Leute heute:

 

HANS LUDWIG

wohnt in Aegidienberg-Orscheid und spielt bei der
7MBB - SEVEN MOUNTAINS BLUES BAND - Schlagzeug.

 

PETER SCHMITT

wohnt in Aegidienberg-Hövel und spielte bis zum Frühjahr 2011 als Bassist bei den CLOCKWISE TWIST.

 

ROBERT KLEIN

wohnt in Windhagen.

 

ROLLI SCHÜDDEKOPF

wohnt in Aegidienberg-Rottbitze.

 

HANSI ZELL

wohnt in Aegidienberg-Brüngsberg

 

PETER SCHMITT

heute

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