Die SECRETS waren aus mehreren Gründen
etwas ganz Besonderes:
Zum einen nämlich waren sie in den 60ern die einzige Mädchenband in Bonn. Zum anderen waren sie wohl die einzige Bonner Band, die keine eigenen bühnentauglichen Instrumente besaß und bei ihren
Auftritten sich daher immer ihre Arbeitsgeräte leihen mussten. Wer von den SECRETS welches Instrument spielt, wurde ausgelost. Und somit spielten Ulla
Rubach und Irmtraud Nüllmann Akustik-Gitarre, Bea Tradt schlug als Schlagzeugerin taktvoll das Tambourin (das einzige professionelle Instrument der
Band) und bearbeitete eine leere OMO-Waschpulvertrommel und einen leeren Marmeladeneimer, kunstvoll mit Glitzerfolie beklebt und an einem Notenständer befestigt.
Angefangen hatte alles 1965. zunächst nannte man sich "The Opinions", dieser Name gefiel aber nicht und so wurden aus den Opinions schon bald THE SECRETS. Papa Tradt musste im Waschkeller, der mit Eierkartons und Bravo-Postern zum Proberaum umfunktioniert wurde, mit seiner Spiegelreflexkamera Fotos von der neu
gegründeten Band machen.
Hinten: Irmtraud Nüllmann - vorne von links nach rechts:
Gabriele Engel, Bea Tradt, Ulla Rubach
Zu diesem Zeitpunkt war noch Gabriele Engel mit dabei, die aber dann, als es ernst mit dem Musikmachen wurde, doch nicht mitmachen wollte, so dass die
SECRETS schließlich aus
Beate „Bea“ Tradt (dr, voc),
Ulla Rubach (g, voc) und
Irmtraud Nüllmann (g, voc)
bestanden.
Irmtraud Nüllmann, Bea Tradt und Ulla Rubach
mit ihren Hilfsinstrumenten
Nachdem also die Bandfotos gemacht worden waren und die Zuteilung der Instrumente erfolgt war, überlegte man sich, welche Stücke man spielen wollte. Das Ergebnis konnte sich hören lassen: Neben
Klassikern wie „Love of my life“ von den Rattles, „I’m a believer“ von den Monkees (mit Einsatz der damals innovativen
"Melodika"), „Hold tight“ von Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich, “It ain’t me babe” von Bob Dylan und
“House of the rising sun” von den Animals, wurden auch die etwas weniger geläufigen Titel wie “Lovers of the world unite” von David &
Jonathan, „Shame and scandal in the family“ von Shawn Elliott, „These boots are made for walking“ von Nancy Sinatra,
“Angel of the morning” von P. P. Arnold und “Eve of destruction” von Barry McGuire emsig einstudiert. Die Texte hörten sich die
Mädels am Sony-Tonband x-mal an und schrieben sie mit (inklusive Fehler aufgrund allgemeiner Englisch-Defizite). Daneben kamen auch völlig ungewöhnliche Titel ins Programm, wie „Messer,
Gabel, Schere, Licht" von Vicky Leandros, „Der Tiger“ von Leo Leandros Five Tops, „Wenn es sein muss“ von Rex
Gildo und „Komm‘ aus den Federn, Liebling“ von Knut Kiesewetter. Die Mädels probten tagtäglich nach der Schule im eierkartonisolierten Keller,
erfreuten sich selbst und ihre Mitschüler auf üblichen Kellerfeten und träumten vom großen Durchbruch.
Die drei mit der Gitarre
Der Höhepunkt der SECRETS
war ein Pausen- Auftritt im Jugendheim Rheinbach auf den Instrumenten der Rheinbacher Schülerband THE
TROOP. Bea Tradt spielte auf dem Troop-Schlagzeug, die neu dazu gekommene Sängerin
Alexa von Gallera (voc)
hauchte unter anderem gekonnt "The house of the rising sun" ins Mikrophon, ...
Alexa von Gallera 1967
... Ulla Rubach hielt die Gitarre von Rolf Bogen in den Händen und Irmtraud Nüllmann spielte auf der Gitarre des damaligen Frontmannes der TROOP,
Wolfgang Niedecken. Nach Aussage von Bea Tradt waren alle SECRETS-Mädels aber nicht in ihn,
sondern in Rolf Bogen verknallt. Nach „Love of my life“ von den Rattles und mit glühenden Ohren vor Aufregung wurden die vier nach ihrem Debut
wieder von der Bühne komplimentiert. Das Publikum allerdings soll geklatscht haben...
Aufsteigend: Irmtraud, Ulla und Bea
Einige weiter Auftritte folgten bei diversen Schulfesten des HELMHOLTZ GYMNASIUMS
Duisdorf (mit Klaus Lormann von den WAYOUTS als Verstärkung am Bass)...
Die SECRETS (v. l.: Ulla Rubach , Irmtraud Nüllmann) mit
tieftöniger Unterstützung
von Klaus Lormann
... und der St. Josef Schule Rheinbach.
Ullas und Beas persönliches Highlight war (nach eindringlichem Betteln) eine Choreinlage bei den GUARDS im "WEEKEND" in Roisdorf, als
sie beide bei "With a little help from my friends" mitsingen durften.
Es folgten pubertärer Zickenkrieg und Stutenbissigkeit, die Interessen drifteten auseinander, die Band löste sich 1968 endgültig auf, die Bandkasse wurde geknackt und vom Erlös eine
Gemeinschaftsportion Pommes mit Majo verdrückt - und gut war's.
Die Leute heute:
BEATE "BEA" TRADT
blieb weiterhin musikalisch aktiv. Von 1973 bis 1981 sang sie bei der Gruppe SUNNYSKIES und in dieser Zeit spielte und sang sie auch in der Gruppe ASSOCIATION mit.
Bea 1974
Heute lebt Bea Tradt in Alfter, ist beruflich in der Reisebranche tätig und Initiatorin der Band SIXTIES UNITED, in der in wechselnder Besetzung Mitglieder
ehemaliger Bonner Bands aus den 60ern und 70ern Benefizkonzerte geben.