Die TAKE 5 waren eine der „großen“
Bonner Bands. Gründungsmitglied im Jahre 1967 war
Walter Stremmel (voc, g, perc),
der gerade aus England zurückgekehrt war. Der Sänger und damalige Gitarrist hatte im Alter von 16 Jahren zunächst in der Kölner Band THE ROCKETS gespielt, die u. a. Auftritte im Kölner
„Star-Club“ und im Kölner „Storyville“ hatten.
Walter Stremmel (in der Mitte beim Luftsprung mit Gitarre)
und die Rockets in der
Wesselinger Sporthalle.
Bei einem NRW Beat-Wettbewerb in eben jenem „Star-Club“ belegten die ROCKETS hinter den Kölner TOMMY GUNS den 2. Platz - der Preis: Eine 3-wöchige Tour durch die
deutschen „Star-Club“ Filialen. In Hamburg spielten die ROCKETS als Backing-Group für Tony Sheridan. Nach einer Frankreich-Tournée wurde Walter Stremmel zum
Sänger und Schlagzeuger umfunktioniert. Von Oktober 1966 bis Februar 1967 trommelte er für BIG SIX, die Begleitband von TONY SHERIDAN. In dieser Zeit spielte
Walter Stremmel mit den BIG SIX ein paar Konzerte in Manchester, da drei der Bandmitglieder dort herstammten.
Zurück in Deutschland tat sich Anfang 1967
Walter Stremmel (voc, g, dr) mit
Walter Kettmann (b, voc, pos),
Hein-Dieter "Niggi" Lehmann (key, voc),
Edgar Lehmann (dr, sax) und
Ulli Beckmann (g)
zusammen, um die TAKE 5
zu gründen. Niggi Lehmann, Edgar Lehmann und Ulli Beckmann kamen von der Kölner
Band CREW 66, die sich Anfang 1967 aufgelöst hatte. Die
musikalische Orientierung war der Soul nach Memphis/Stax-Art. Das allerdings konnte nur mit Bläsern gelingen. Walter Kettmann, der vorher in der Bonner Jazzszene schon aktiv war, konnte
Posaune spielen. Im engeren Bekanntenkreis der Band stellte sich Holger "Männe" Zühr zur Verfügung, der sich ein Saxophon kaufte und erst einmal übte. Walter Kettmann brachte sich in
der Zwischenzeit dass Bass-Spielen bei.
Im Herbst 1967 war es dann soweit:
Holger "Männe" Zühr (sax)
wurde der sechste Mann bei den TAKE
5, so dass diese sich konsequenterweise in TAKE 5+1 umbenannten, was allerdings auf Plakaten und Presseankündigungen nicht immer berücksichtigt wurde.
Da die gespielten Soul-Stücke gelegentlich mehr Bläser als nur einen Saxophonisten erforderten, spielte die Band später auch mit zwei Bläsern, indem Männe Zühr Saxophon und Walter
Kettmann Posaune spielten, während Walter Stremmel dessen Bass übernahm. Die Bläsersektion wurde 1968 sogar noch verstärkt, indem nun auch Edgar Lehmann gelegentlich Saxophon
spielte und Walter Stremmel sich dann für ihn hinters Schlagzeug setzte.
Überhaupt brachten die Bläser bei den TAKE
5+1 viel Bewegung ins Spiel: So kamen bei einer der Karnevalsfeiern in der BEETHOVENHALLE spontan drei farbige Bläser einer dort ebenfalls spielenden US-Militärkapelle
aus Heidelberg auf die Bühne und spielten bei den TAKE
5+1 mit. Sie besuchten später die TAKE 5+1 im "BUS-STOP",
wo sie dann ebenfalls mit der Gruppe auf der Bühne standen. Dasselbe taten übrigens auch Gastmusiker aus den Reihen der Bigband der Bundeswehr.
Die Soulmusik der TAKE 5+1
kam in Bonn überaus gut an. Sie wurden nicht nur schnell bekannt, sondern genauso schnell auch beliebt. So traten sie u. a. am 13. Januar
1968 beim Beatkonzert der (damaligen) Stadt Beuel in der SPORTHALLE BEUEL (Turnhalle der Beueler Realschule) auf, das ein großes Echo in der Bonner Presse fand:
Die obigen und auch die unten zu sehenden Fotos zeigen, dass, wenn das jeweilige Stück es erforderte, auch zwei Bläser eingesetzt wurden und Walter Stremmel dafür am Schlagzeug aushelfen musste.
Desweiteren spielten sie in allen angesagten Spielstätten im Bonner Raum auf, wie z. B. im „CLUB DER OT“, Kölnstr., in der BEETHOVENHALLE, ...
Die TAKE 5 mussten 1967 als "Ersatz" bei einer Veranstaltung
der "OT, Kölnstraße" in der Beethovenhalle einspringen.
Ulli Beckmann in der Beethovenhalle
... in der STADTHALLE BAD GODESBERG, ...
... in der OFFENEN TÜR (OT) in der Lohrbergstraße in Bad Godesberg ...
... im Kolpinghaus in Bad Honnef zum "Nuß-Cola-Ball" ...
... sowie unter anderem auch im „WEEKEND“.
Und einer dieser Auftritte im „WEEKEND“ war
bemerkenswert: Schon auf der Fahrt dorthin gab es Zoff zwischen den Brüdern Lehmann, der dann nach dem allerersten Stück auf der Bühne in einer Klopperei unter den genannten
Protagonisten endete. Also Pause nach dem ersten Stück von ca. 20 Minuten, danach ging der Gig weiter, als wenn nichts gewesen wäre.
Auswärts konnten sie ihr Können unter anderem im legendären „Club E“ in Marburg zeigen.
Ihre Heimat allerdings war der „BUS-STOP“, der von den beiden Bandmitgliedern Niggi und Edgar Lehmann betrieben wurde.
Niggi Lehmann im "Bus-Stop", umrahmt von zwei blonden
Besucherinnen - links zu sehen ist Holger Zühr.
Edgar Lehmann vor dem Bus, der später - mit entsprechendem
Schriftzug - der Bandbus der TAKE 5 wurde.
Auch Lüdenscheid stand auf dem Tour-Plan der TAKE 5+1:
Die TAKE 5+1 in Lüdenscheid - hinten v.l.: Walter Stremmel,
Walter Kettmann, Holger Zühr und Ulli Beckmann - vorne:
Edgar und Niggi Lehmann
In Lüdenscheid verstreut: Die TAKE 5+1
Nach seiner Hochzeit im Herbst 1968 verließ Ulli Beckmann die Band, er wurde
durch
Franz Wahl (g)
ersetzt, der wiederum von
Helmut "Helli" Gattung (g)
abgelöst wurde.
Dass die TAKE 5+1
gute Musik machten – so auch am 27. April 1967 zusammen mit den GUARDS im eigenen „BUS-STOP“ -,
sprach sich schnell herum, so dass im Jahre 1968 für sie der Traum aller damaligen Bands in Erfüllung ging: Eine Schallplattenaufnahme! Im Studio des Saarländischen Rundfunks wurden die Titel
„I put a spell on you“, „You make me feel alright“ (eine Eigenkomposition von Niggi Lehmann), „Daytripper“ sowie „When
something is wrong“ eingespielt.
Das war die Besetzung, in der die TAKE 5+1 zu
Schallplattenaufnahmen nach Saarbrücken fuhren:
Oben: Holger Zühr, Walter
Kettmann - unten:
Walter Stremmel, Niggi Lehmann, Franz
Wahl,
Edgar Lehmann…
Sowohl die Fahrt nach Saarbrücken als auch die Aufnahmen selbst waren allerdings abenteuerlich: Als ordentliche Soulband hatten die TAKE 5+1 damals immer Bourbon
Whiskey und Ginger Ale an Bord. Nachdem bereits eine längere Strecke auf dem Weg nach Saarbrücken zurückgelegt war, fiel Drummer Edgar Lehmann auf, dass er seine Snare, seinen Hocker
und die Stocktasche vergessen hatte. Es ging also wieder zurück nach Bonn in den „BUS STOP“, wo sie als
dortige Hausband ihre Ausrüstung stehen hatten. Als sie endlich in Saarbrücken ankamen, waren sowohl der Whiskey- als auch der Biervorrat verbraucht. Die Folgen stellten sich im Studio auch prompt
ein: Nach ein paar Takten gab es ein lautes Gepolter, als der Saxophonist Holger Zühr (sax) zusammen mit seiner Schallwand umfiel. Nachdem sowohl die Schallwand als auch
Holger Zühr wieder aufgestellt waren, konnten die Aufnahmen doch noch durchgeführt werden.
Bevor die Single mit den Titeln „I put a spell on you“ und „You make me feel alright“ auf „Trans World Records (TWR)“, einem Sub-Label von
Ariola, erscheinen konnte, lösten die TAKE
5+1 sich im Dezember 1968 auf. Walter Stremmel und Walter Kettmann
machten bei den GUARDS weiter, unter deren Bandnamen die Single 1969 dann
erschien.
1970 reformierte sich die Band unter dem Namen TAKE
5+2, bei denen nunmehr noch der von den SONS OF JOVE gekommene
Dirk Stein (tr)
mitspielte. In dieser Besetzung nahmen sie für eine Wahlkampf-EP mit dem Titel "Bonner Beat Bands" des damaligen CDU-Landtagskandidaten und späteren Bonner Oberbürgermeisters
Dr. Hans Daniels die beiden Eigenkompositionen "Get your love" (Hörprobe) und "Motherless child" auf. Da von dieser EP lediglich 500 Exemplare gepresst wurden auf dieser
EP auch die Gruppe GOIN' SAD mit dem Gitarristen Wolfgang
Niedecken mitwirkte, ist diese EP heute nicht nur bei BAP-Fans ein heiß begehrtes und teuer gehandeltes Sammlerstück.
Die Leute heute:
ULRICH BECKMANN
wohnt in Bonn und ist über
ulrich.beckmann(at)yahoo.de
erreichbar.
HELMUT "Helli" GATTUNG
wohnt in Bonn, gibt Gitarren- unterricht an der städtischen Musikschule in BN-Duisdorf und ist erreichbar über
DIRK STEIN
lebt in St. Augustin.
Eine besondere Ehre wurde Niggi Lehmann anlässlich seines 70. Geburtstags zuteil, als der "EXPRESS" folgenden Artikel veröffentlichte: