Die Zeit der MOODY GHOSTS von 1965 bis 1968 war
geprägt durch einen lebhaften Personalwechsel. In der Anfangsformation spielten mit
Wolfgang Marner (voc),
Wolf Schmidt (g),
Hans-Ulrich "Killi" Siefart (g, voc),
Detlef Barth (b),
Jürgen Peter (key, g) und
Jörg Müller (dr).
Frontmann Wolfgang Marner wurde 1967 von
Thomas Bandtholz (voc)
abgelöst, auf den die Band sich ausrichtete und von dem die meisten Lieder stammten (Vorbilder: Kinks, Them). An seine Stelle wiederum trat
Frank Böttcher (Van de Laar) (voc).
Die Bass-Saiten wurden in den vier Jahren der MOODY
GHOSTS nicht nur von Detlef Barth, sondern auch von
Ullrich Müller,
Helmut Mandt,
Jürgen Lülsdorf und
Chris Orthner
gespielt.
v.l.: Ullrich Müller, Jörg Müller (halb verdeckt), Thomas Bandtholz,
Killi
Siefarth
Eine amüsante Anekdote ist von einem ihrer ersten bezahlten Auftritte überliefert, der anlässlich der Innungsfeier der Bonner Elektrikerinnung im
Bundeshausrestaurant stattfand. Der Innungsmeister kündigte sie nämlich folgendermaßen an: „Meine sehr verehrten Damen und Herren! In diesem Jahr haben wir uns eine Beatkapelle
geleistet, um auch der Jugend ´mal ihre Chance zu geben. Die Jungens heißen „The Moody Ghosts“. Ich habe mir das ´mal übersetzen lassen, das heißt in etwa „die müden Geister.“
v.l.: Ullrich Müller, Jörg Müller,
Helmut Mandt
Überhaupt nicht müde waren die MOODY GHOSTS, was ihre
musikalischen Aktivitäten betraf. Es wurde bespielt, was bespielt werden konnte: "1600
CLUB", „BUS STOP“
und die gesamte nähere Umgebung Bonns. Zumindest in der Anfangsphase griff man dabei auf eine nur als abenteuerlich zu bezeichnende Anlage zurück: Die Gesangsboxen waren
zwei Lautsprecher-leisten aus einer Kessenicher Kirche. Die Mikrophone und die Gitarren wurden mit einem Radio-Röhrenverstärker verbunden, dessen Lautsprecherausgänge mit dem nächsten Radioeingang in
Reihe gekoppelt und dann zu den Boxen weitergeleitet wurden. Heraus kam ein verzerrter, sakraler Sound. Der Nachteil war, dass regelmäßig einer der vielen Verstärker durchschmorte und dadurch einen
beißenden Qualm über die Bühne verbreitete. Zuständiger Spezialist für diese prickelnde Elektrik war Ulli Müller.
Weitere Fotos der MOODY
GHOSTS:
v.l.: Killi Siefarth, Ullrich Müller
v.l.: Ullrich Müller, Killi Siefarth, Jörg, Müller, Wolf Schmidt
Blindes Spiel v.l.: ..., Jörg Müller, Wolf Schmidt
v.l.: Ullrich Müller, Thomas Bandtholz, Killi Siefarth, Wolf Schmidt
Entsetzen oder Verzückung ?
Musikalisches Still-Leben mit grammatikalischer Suchaufgabe
Die Leute heute:
THOMAS BANDTHOLZ
ist im November 2019 gestorben.
HANS-ULRICH "KILLI" SIEFARTH
lebt in Bonn-Bad Godessberg und ist
Lehrer an der Otto-Kühne-Schule
(Päda).
.
ULLRICH MÜLLER
ist verstorben.
Über WOLF SCHMIDT erschien im Januar 2010 folgender Artikel im Bonner
"General-Anzeiger:
„Der Blues-Wolf war harter Tobak“
Der Bonner Kleinkunst-Veranstalter Dirk Geil erinnert an den verstorbenen Musiker und Lyriker
Es gibt Menschen, die führen ein mehr oder weniger öffentliches Leben. Die sieht man immer wieder auf den Plätzen und in Kneipen, und sie sind gleichzeitig so markant, skurril und einfach präsent,
dass sie in das kollektive Bewusstsein eingehen. Einer dieser besonderen Menschen war der Musiker und Lyriker „Blues-Wolf“, der am 20. Oktober 2009 im Alter von 60 Jahren gestorben ist
„Blues-Wolf wird in Vergessenheit geraten, wenn man sich nicht darum kümmert“, sagt Dirk Geil. Der Bonner hat es sich zur Aufgabe gemacht, an den Künstler mit dem bürgerlichen Namen Wolf Michael
Schmidt zu erinnern. „Blues-Wolf war wichtig“, sagt er, „zumindest für mich und ein paar Freunde.“ Deshalb hat Geil die 22. Ausgabe seiner Kleinkunst-Konzertreihe „Bonn-Stomp“ dem Bonner Original
gewidmet.
Jeder Gast erhielt am Donnerstagabend im „Bla“ am Stadthaus ein liebevoll zusammengestelltes Gedächtnis-Paket. Darin finden sich eine Mini-CD mit Stücken des Musikers und ein Mitschnitt eines
Konzertes vom 11. Dezember 1997 im Zarah L. in der Maxstraße, das im Rahmen der Reihe „Club der Ölbarone“ stattfand. Neben einer Todesanzeige gibt es eine Bonn-Stomp-Erinnerungskarte, auf der
Blues-Wolf mit Gitarre abgebildet ist. „Er war so markant“, sagt Dirk Geil. Mit seinem langen Rauschebart, der klobigen Baukastenbrille, dem gemütlichen Bauch und den unvergleichlichen Zähnen.
„Für mich war er ein großer Held“, sagt Geil, der sich lieber als Weggefährte der neunziger Jahre bezeichnet wissen möchte denn als Freund. „Ich habe ihn in meiner Jugend in den Achtzigern öfter vor
dem Hertie in Bad Godesberg Mundharmonika spielen gesehen. Das „Rüngsdorfer Original“ habe herumgehangen, geraucht und mit allen geplaudert. Geil berichtet, dass Blues-Wolf Anfang der Siebziger gerne
reiste. Dass er in Bonn Germanistik und Philosophie studierte. Dass das Thema seiner Examensarbeit den Titel „Mittel der literarischen Rauscherzeugung“ trug. Und dass er später, „in seinen
depressiven Phasen“, kaum vor die Tür gegangen sei. „Es war, glaube ich, nicht einfach, mit ihm befreundet zu sein“, sagt Geil.
„Leider ist er früh erkrankt, gegen Ende des Studiums“, erinnert sich Christian Kersten vom Sozialpsychiatrischen Zentrum (SPZ) der Caritas. Der Sozialpädagoge hat Blues-Wolf bis zuletzt betreut und
ihn im Alltag unterstützt, wenn es nötig war. Der Betreuer erzählt, dass Wolf Michael Schmidt aus einem gediegenen Elternhaus in Godesberg stammte. Kerstens Kollegin Katharina Grübler sagt, der
Blues-Wolf war „von der alten Schule“: offen, freundlich und höflich. „Ich habe ihn sehr geschätzt“, sagt die Sozialpädagogin. „Ein feiner Mensch.“ Kersten bewundert, dass er sich für das brotlose
Dasein als Künstler entschied und diesen Weg konsequent zu Ende ging. Bis zuletzt schrieb er massenhaft Gedichte. Viele davon sind im Caritas-Monatsplan „CaTz“ erschienen.
Einige Verse hat Dirk Geil in das Gedichtbüchlein seines Fanpakets übernommen, zum Beispiel zur Weltwirtschaftskrise: „Das / Goldene Kalb/ existiert nur noch halb, / und bald / gar nicht mehr. / Gott
zieht es aus / dem Verkehr“. Das zeigt die Wandlung vom Saulus zum Paulus, die Blues-Wolf durchgemacht hat, „vom Antigott zum Gottbesessenen“, wie Geil das nennt. Die Transformation spiegeln auch
einige seiner „wahnsinnigen“ Gedichte wider. „Das ist teilweise harter Tobak. Aber Blues-Wolf war harter Tobak.“
Der Nachruf im „Überlebenspaket“ würdigt Blues-Wolf als „Unikat“, das den Bonnern täglich eine Live-Performance schenkte oder zumindest Anteil nehmende, interessierte und freundliche Worte. Dort
heißt es: „Als talentierter Musiker, als ununterbrochen referierender und schreibender Poet war er ein wandelndes Kunstwerk. So etwas nennt man Lebenskünstler.“
Sascha Stienen
Er blickte
unter sich –
und sah
in großer Tiefe
das Land
außer Rand
und Band
„Es“ spielte
aber Eine
BAND
Blues-Wolf, circa 2009
Tapes von Blues-Wolf sind im Internet abrufbar unter:
http://www.megaupload.com/?d=M0RRB8D8
und
http://www.megaupload.com/?d=1KLS2QL0
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