Die GUARDS pflegten einen perfekten,
mehrstimmigen Harmoniegesang und waren, wie die Bonner Presse es ausdrückte, die „Gentlemen“ unter den Bonner Beatgruppen - sie zählten zu den „großen“ Bonner Bands. Und dazu kam es
folgendermaßen:
Im Herbst 1965 gründeten die Nachbarskinder bzw. Mitschüler
Karl-Heinz Schwamborn (dr, voc)
Matthias (Alfred) Bauer (g, key, voc)
Ulrich Schicke (b, voc)
Ronald Gimpel (g)
im Keller des in der Bonner Innenstadt in der Friedrichstraße 16 (heute hat das Haus die Nr. 21) gelegenen Hauses Schwamborn („Nähmaschinen Schwamborn“) die GUARDS.
Fingen als typische Schülerband an - die GUARDS:
Matthias (Alfred) Bauer, Ulrich Schicke, Ronald Gimpel
und hinten (kopflos) Karl-Heinz Schwamborn
Dieser Keller, der – wie der „Cavern Club“ in Liverpool – ein rundes Gewölbe war, wurde mit Hilfe von Wolfgang „Kookie“ Kühne ...
"Kookie" Kühne heute
... und Friedhelm „Freddy“ Troisdorf – beide gehörten zum engsten Freundeskreis der GUARDS - zu einem Übungs- und
Partykeller, dem „GUARDS-KELLER“, ausgebaut.
Im GUARDS-Keller, dem Bonner "Cavern Club": K.-H. Schwamborn
U. Schicke und M. Bauer unter dem Kellergewölbe
Im November 1965 ging es dann los: Es wurden „Supreme“-Verstärker angeschafft und Radios sowie Tonbandgeräte dienten zusätzlich als Verstärker. Karl-Heinz Schwamborn kaufte sich sein erstes Schlagzeug - ein altes Jazz-Schlagzeug mit großer Base-Drum:
Am 1. Januar 1966 war es endlich so weit: Die GUARDS hatten ihren ersten öffentlichen Auftritt in der von Ronald Gimpels Eltern betriebenen Gaststätte „Zum Dompfaff“ auf der Hausdorffstraße. Schon am 22. Januar 1966 folgte der nächste Auftritt, und zwar im „AKADEMISCHEN RUDERCLUB“ ARC.
Im "Akademischen Ruderclub" - v.l.: Ulrich Schicke, Ronald
Gimpel, Matthias (Alfred) Bauer, Karl-Heinz Schwamborn
Karl-Heinz Schwamborn
Ronald Gimpel mit Schlüssel am Gitarrenhals
Der dritte öffentliche Auftritt in diesem Monat fand am 29. Januar statt. Diesmal waren
die GUARDS zu Gast im Rechtsrheinischen, nämlich im EV. GEMEINDEZENTRUM
BEUEL-SÜD.
Der erste Erfolg wurde am 19. Februar 1966 eingespielt, als die GUARDS an einem Beatfestival im „HIDEAWAY TEENCLUB“
in der amerikanischen Siedlung in Bad Godesberg-Plittersdorf teilnahmen. Von den 5 angetretenen Bands belegten sie hinter den amerikanischen GREMLINS den 2. Platz.
Eine Stimmkarte aus dem Hideaway Teen
Club
Wie könnte es zu Karneval am Rhein auch anders sein, zumal Karl-Heinz Schwamborn schon Erfahrung als Kinderprinz in Bonn hatte: Am Rosenmontag, dem 21.
Februar, spielten die GUARDS vor dem Hause Schwamborn in der Friedrichstraße zu dem dort vorbeikommenden
Rosenmontagszug.
Im März konnte die Anlage der GUARDS verbessert werden: Sie holten sich bei „MUSIK PAULUS“ in der Rathausgasse einen Hohner- Verstärker.
Am 4. Mai 1966 hatten die GUARDS ihren ersten Auftritt im „BUS-STOP“. Die eigene, in Karl-Heinz Schwamborns Tagebuch festgehaltene Einschätzung zu
diesem Auftritt lautete: „Scheiße“!
Nachdem Ronald Gimpel am 5. Mai die Band verlassen hatte, kam schon am 11. Mai
Bernd Oetting (g, voc)
als neuer Sologitarrist für ihn in die Band.
Die "neuen" GUARDS: Karl-Heinz Schwamborn, Matthias
(Alfred) Bauer, Ulrich
Schicke und "Newcomer" Bernd Oetting
Der erste Auftritt mit ihm erfolgte am 21. Mai 1966 im „AKADEMISCHEN RUDERCLUB“ ARC. Weitere
Auftritte im Mai folgten im EV. GE- MEINDEZENTRUM BEUEL-SÜD sowie im „BUS-STOP“.
Zur Fahndung ausgeschrieben: Karl-Heinz Schwamborn,
Bernd Oetting, Ulrich Schicke und Matthias (Alfred) Bauer
Im Frühjahr 1966 beteiligten sich die GUARDS an einem Beatfestival des NICOLAUS-CUSANUS-GYMNASIUMS in Bad Godesberg:
Bei dem am 4. Juni 1966 im „BONNER BÜRGERVEREIN“ ausgetragenen Beatfestival spielten sich die GUARDS auf den 1. Platz, den sie sich allerdings mit den CLASSIC MODS aus Bad Honnef teilen mussten. Das musikalische Highlight ihres dortigen Auftritts war der Titel „Wild thing“, bei dem Karl-Heinz Schwamborn die Blockflöte blies und Matthias (Alfred) Bauer für ihn am Schlagzeug saß.
Beim Beatfestival im Bürgerverein: Hinten Karl-Heinz Schwamborn,
Ulrich Schicke, Matthias (Alfred) Bauer und
vorne Bernd Oetting
Nachdem die GUARDS
im Juli 1966 zusammen mit den JAILBIRDS im JUGENDHEIM BAD
GODESBERG aufgetreten waren, spielten sie am 29. Oktober im „BUS-STOP“ anlässlich dessen Neueröffnung. Das Jahr
1966 wurde durch Auftritte im JUGENDHEIM BAD GODESBERG und im „ERNST-MORITZ-ARNDT-GYMNASIUM“ im November, sowie durch Auftritte im AKADEMISCHEN RUDERCLUB
ARC, im „BONNER RUDERVEREIN“ sowie im JUGENDHEIM BAD GODESBERG abgeschlossen.
Ulrich Schicke und Matthias (Alfred) Bauer im
Jugenheim Bad Godesberg
Da das Tagebuch von Karl-Heinz Schwamborn für das Flower-Power-Jahr 1967 nicht mehr auffindbar ist, sind für dieses Jahr auch nur wenige Auftritte überliefert. Fest
steht aber, dass die GUARDS
im April zusammen mit den CONCENTRIC MOVEMENT
im CLUB DER OT in der Kölnstraße spielten
...
... und am 18. Juni 1967 bei einer
Wohltätigkeitsveranstaltung in der STADTHALLE BAD
GODESBERG auftraten.
Geprobt wurde im "GUARDS-KELLER" jede Woche:
Sicher ist auch, dass sie am 23. Juli 1967 bei einer „Riverboat-Shuffle“ des CLUBS DER OT, Kölnstraße, nach Linz den Ton angaben. Auf einem vom „CLUB DER OT“ gemieteten großen Ausflugsdampfer der „Köln-Düsseldorfer- Rheinschiffahrtsgesellschaft“ (weiße Flotte) ging es von Bonn nach Linz, wo die GUARDS in einem hierfür vorbereiteten Lokal spielten. Abends erfolgte dann, ebenfalls auf dem Rhein, die Rückfahrt nach Bonn.
Aus der Mitgliedszeitschrift des
"Clubs der OT"
Am 23. September 1967 fand in der RÜNGSDORFER
SCHWIMMBADGAST- STÄTTE ein "Hippie-Happening" statt, das die
GUARDS musikalisch begleiteten:
Die "Kavaliere" waren: Klaus Patzke (PINKY BLUE), Wolfgang Kühne
und Klaus Möhle (PINKY BLUE)
Einen weiteren Auftritt hatten sie am 15. Oktober 1967 anlässlich des 10. Jahresfests des CLUBS DER OT, Kölnstraße, im „Studio“ der „BEETHOVENHALLE“. Im „CLUB DER OT“ selbst spielten die Jungs dann noch am 29. Oktober sowie am 12. und 25. November 1967.
Ausschnitt aus dem Mitgliedsheft des "Clubs der OT"
Im Jahr 1967, was wegen des für dieses Jahr fehlenden Tagebuchs aber nicht mehr kalendarisch festgelegt werden kann, wurden die GUARDS von Peter Jakobi (der
unter anderem auch die JAILBIRDS unter seinen Fittichen hatte) gemangt, der
ihnen auch zumindest einen Auftritt im "SCHÜTZENHOF" in BN-Tannenbusch verschaffte.
Im „CLUB DER OT“ ging es im Januar des Jahres 1968 weiter. In diesem Monat folgten sodann
noch weitere Auftritte im „HIDEAWAY TEENCLUB“ in Plittersdorf, im „BEETHOVEN GYMNASIUM“ sowie in der SPORTHALLE BEUEL, wo sie zusammen mit den TAKE 5, den FIRESTONES und der CONCENTRIC MOVEMENT
spielten:
In den Folgemonaten wurden bespielt: „CLUB DER OT“, „BUS-STOP“,...
Eintrag im Kassenbuch des "BUS-STOP" über die Gage der GUARDS.
..."BEETHOVEN GYMNASIUM“, "HEINRICH-HERTZ-BERUFSKOLLEG“, ein Konzert in Euskirchen mit den CATS, SPORTHALLE DUISDORF, JUGENDHEIM ST.
MARIEN und der „HIDEAWAY TEENCLUB“ in Plittersdorf.
Interessant in diesem Zusammenhang sind die dabei erzielten Gagen: Im „CLUB DER OT“ erhielt man 250
DM, im „HIDEAWAY TEENCLUB“ 200 DM, im „BUS STOP“ und der SPORTHALLE DUISDORF 440 DM und in der SPORTHALLE BEUEL, der STADTHALLE BAD GODESBERG sowie dem JUGENDHEIM BAD GODESBERG
240 DM.
Wer weiß, ob es an der guten Bezahlung lag, aber in der DUISDORFER SPORTHALLE waren
die GUARDS heimisch. Deshalb soll ihr dortiges Konzert am 1. Mai 1968 hier einmal ausführlicher in Bildern dargestellt werden:
Und ab geht die Post - v.l.: Matthias (Alfred) Bauer, Ulrich Schicke,
Bernd Oetting, Karl-Heinz Schwamborn
Das Publikum fand offensichtlich großen Gefallen an der
Musik der GUARDS.
v.l.: Matthias (Alfred) Bauer, der sowohl die Orgel als auch die Rhythmusgitarre bediente, Ulrich Schicke, Bernd Oetting und
Karl-Heinz Schwamborn
Eine typische Situation: Das Warten auf das nächste Stück in der
Hoffnung, dass doch noch jemand zum Tanz auffordert.
Und so sah es derweilen auf der Tanzfläche
aus!
Ein am 8. Juni 1968 geplanter Auftritt im „HIDEAWAY TEENCLUB“ in der amerikanischen Siedlung
in Plittersdorf wurde wegen der Ermordung von Robert Kennedy abgesagt. Zusammen mit den SONS OF
JOVE spielten die GUARDS am 22. Juni 1968 im „AUERBERGHAUS“.
"Speedy Gonzales" Oetting in der Bad
Godesberger Stadthalle ...
... begleitet von Ulrich Schicke
Am 7. Juli 1968 spielten sie gemeinsam mit den FIRESTONES und den SUNBEAMS
im „BONNER BÜRGERVEREIN“.
Wie bei allen Bands, so spielte auch bei den GUARDS der Bandbus eine ganz besondere und auch wichtige Rolle, diente er doch nicht
nur dem Transport der Instrumente und der Anlage. Den ersten Bus hatten sie schon "Pauli" getauft, den zweiten, einen Ford, nannten sie konsequenterweise dann auch
"Pauli 2":
Da die gesamte Anlage der Band im "GUARDS-KELLER" in der Friedrichstraße 16 (heute 21) gelagert wurde, war das Beladen des Bandbusses mitten in der Bonner Innenstadt durchaus problematisch:
Wie unten zu sehen ist, nahm's die Band letztendlich doch relativ ausgelassen hin,...
...auch wenn es bei der Vielzahl der Auftritte zu teilweise herzzerreißenden Abschiedsszenen auf der Friedrichstraße kam:
Bernd Oetting nimmt Abschied von
seiner Gabi.
Für Aufregung sorgte ein für den 12. Juli 1968 in der UNI-MENSA geplantes Konzert, an dem neben den GUARDS auch die CONNECTION, die SUNBEAMS sowie die FIRESTONES
teilnehmen sollten, das aber abgesagt werden musste, weil die Bands bei Vertragsschluss betrogen worden waren.
Technische Neuerungen gab es am 13. August 1968, als die GUARDS in Köln eine Verstärker-/Boxenanlage der Marke Teisco kauften und Bernd Oetting sich eine Hagström-Gitarre zulegte. Den Kauf der Teisco-Anlage haben die GUARDS allerdings schnell und nachhaltig bereut.
Im September und Oktober gab es Auftritte unter anderem im „AMOS-COMENIUS-COLLEG“, im „1600
CLUB“, im „WEEKEND“ in Roisdorf, im GYMNASIUM TANNENBUSCH, in der BEETHOVENHALLE
beim Schulfest des ERNST-MORITZ-ARNDT-GYMNASIUMS, im „BONANZA“ sowie in einer voll besetzten Halle in Bad Brückenau in Hessen. In dieser Zeit teilte Ulrich
Schicke den Bandmitgliedern mit, dass er studienbedingt die GUARDS zum Jahresende verlassen würde.
Zum 11-jährigen Bestehen des "CLUBS DER OT" spielten Karl-Heinz, Bernd, Mathias (Alfred) und Ulrich zusammen
mit der CONCENTRIC MOVEMENT sowie den SONS OF JOVE am 13. Oktober 1968 im "Studio" der "BEETHOVENHALLE".
Nachdem die GUARDS am 3. November 1968 ´mal wieder einen Auftritt im „CLUB DER OT“, Kölnstraße, absolviert hatten, ...
... rissen bei Karl-Heinz Schwamborn bei einem Fußballspiel am 7.
November die Außenbänder am Fuß. Trotz dieses Handicaps spielte er mit den GUARDS schon am Folgetag in der UNI-MENSA, Nassestraße, auf einer Veranstaltung des
Personalrats der Sparkasse Bonn. Und auch am 9. November musste Karl-Heinz mit lädiertem Fuß die Fußmaschine bedienen, und zwar im JUGENDHEIM ST. MARIEN. Weitere Auftritte folgten
im „HIDEAWAY TEENCLUB“ und
im JUGENDHEIM BAD GODESBERG.
Dass im November auch schon an das nächste Jahr gedacht wurde, zeigt der unten zu sehende Vertrag mit Werner Schemuth, dem Vorsitzenden der "Schwimmsportfreunde (SSF)
Bonn". Die SSF waren regelmäßiger Veranstalter der drei großen Kostümfeste "Das Bunte Aquarium", "Der Paradiesvogel" und "In
Neptuns Reich" in der BEETHOVENHALLE, zu denen die GUARDS aufspielen sollten:
Der Dezember 1968 gestaltete sich als ein überaus ereignisreicher Monat für
die GUARDS: Am 1. Dezember ruft Walter Kettmann von den TAKE 5 bei Karl-Heinz Schwamborn an und teilt ihm mit, dass die
TAKE 5 sich aufgelöst haben. Das eröffnete natürlich neue Perspektiven für eine mögliche Nachfolge für den
ausscheidenden Ulrich Schicke. Zunächst aber spielen die GUARDS in alter Besetzung weiter in Aachen im Neuen Kurhaus zum
Nikolausfest der Bauingenieure der RWTH Aachen. Weiter geht es am 14. Dezember im Hauptgebäude der Universität Bonn, wo sie zusammen mit der CONCENTRIC MOVEMENT und den FIRESTONES zum Uni-Winterfest aufspielen. Am 15. Dezember treten sie im legendären „Southborder Jazz Club“ in Bad Honnef beim „Nuss-Cola-Ball“
auf.
Mittlerweile war es beschlossene Sache, dass von den aufgelösten TAKE 5
Walter Stremmel (voc)
und der den ausscheidenden Ulrich Schicke ersetzende
Walter Kettmann (b)
bei den GUARDS einsteigen würden. Am 19., 20. und 21. Dezember wurde bereits gemeinsam geprobt, da am 22. Dezember ein ganz besonderer Auftritt bevor
stand: